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Der Wert der Lebenserfahrung

Ist es nicht ein wundersames Erleben, ein Mensch zu sein? Wir werden geboren und müssen alles erst erlernen. Die Beine und Arme müssen zusammen wirken, um das Krabbeln zu lernen. Die Finger müssen lernen, einen Löffel zu halten. Der Kopf muss lernen, auf die verschiedenen Wörter zu reagieren. In einer atemberaubenden Geschwindigkeit entwickelt sich der Säugling zum kleinen Kind und wächst heran. Bereits mit wenigen Lebensjahren sind unzählige Lernprozesse durchlaufen. Diese Entwicklung verläuft so schnell, dass ein Kind, wenn wir es nur ein Jahr später wieder sehen, uns wie ein neuer Mensch gegenüber tritt.

Natürlich verlangsamt sich diese Lerngeschwindigkeit etwas je älter das Kind wird. Doch wir dürfen davon ausgehen, dass wir Menschen unser Leben lang dazu lernen. Denn das Leben stellt uns in immer wieder neue Lebenssituationen hinein, in neue Beziehungen, in neue Herausforderungen. Jedes Mal werden wir erneut gefragt: und wie reagierst Du jetzt? Wie löst Du nun dieses Problem? In einem höheren Lebensalter wird diese Frage noch zusätzlich schwieriger dadurch, dass wir Menschen über weniger, innere Ressourcen verfügen, je älter wir werden. Der junge Mensch verfügt über enorme, innere Kraftreserven, die es ihm erlauben, auch einmal (oder mehrmals) die Nacht zu Tag zu machen und über längere Strecken den Körper über die Massen zu belasten. Da ist so viel Lebenskraft im jungen Menschen, die das alles wieder wett macht. Auch das junge Gehirn verfügt noch über so viel überschüssige Spannkraft, dass es in der Lage ist, in kurzer Zeit unter Hochdruck Unmengen an Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.

Im Alter schwinden diese Kraftreserven und wir Menschen werden fragiler. Dies bedeutet einen sorgfältigeren Umgang mit unseren Kräften. Im Verlauf eines Menschenlebens besteht gerade darin die Kunst des Lebens. Durch unsere Lebenserfahrung sind wir immer besser in der Lage zu erkennen, wo unsere Kraft und unsere Zeit sinnvoll eingesetzt werden und wo nicht. Menschen, mit sehr viel Lebenserfahrung sind von daher wunderbare, wertvolle Ratgeber für die jungen Menschen. Sie können sie davor bewahren, unnötig viel Energie zu verschleudern und an ihren eigentlichen Zielen im Leben vorbei zu leben. Denn zu verstehen, worauf es im Leben wirklich darauf ankommt, was in Wahrheit zählt, das gelingt oft erst in der zweiten Lebenshälfte. Hier ist es wichtig, Menschen mit grosser Lebenserfahrung eine Stimme zu geben und ihnen Gehör zu verschaffen. Sie blicken oft tiefer und verfügen über eine menschliche Weisheit, die unserer Gesellschaft gut tut.

Matthias Ruff, für die Alterskommission Wettswil a.A.

 

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